Was ist Paganismus?

Sammelbegriff und modernes Glaubenssystem

Der Begriff „Paganismus“ beschreibt heute verschiedene naturspirituelle Traditionen, die oft in vorchristlichen/vorabrahamitischen Weltanschauungen Europas wurzeln und die Natur als beseelt oder göttlich erachten. Gemeinsame Aspekte sind dabei:

  • Naturverbundenheit, Animismus, Polytheismus
  • Astronomie und Volksglaube
  • Vielfalt und Toleranz

Die verschiedenen paganen Strömungen orientieren sich dabei vor allem geographisch an den jeweiligen polytheistischen Mythologien, wie beispielsweise: Die keltische, germanische, slawische, baltische, finnische, armenische und kaukasische Mythologie.

Historische und schriftliche Überlieferung der Bezeichnung „Paganismus“

Ursprünglich wurde das lateinische Wort „paganus“ im Römischen Reich unter den frühen Christen ab dem 4. Jhd. n. Chr. verwendet und bedeutete so viel wie „bäuerlich“ oder „dörflich, dem Land zugehörig“. Im Zuge der römischen Eroberungen und der Christianisierung bekam die Bezeichnung einen zunehmend abwertenden Charakter wie „einfältig“ oder „unzivilisiert“.
Im religiösen Kontext wurde das Wort in dieser Zeit verwendet, um alle nicht-christlichen polytheistischen Völkerstämme im Römischen Reich zu bezeichnen. Bekannte Quellen sind zum Beispiel: „pagana nata“ 320-330 n. Chr. und Marius Victorinus um 360 n.Chr..
Darüber hinaus bestehen neben der „ländliche Theorie“ und der nicht-Christ „Außenseiter-Theorie“ noch die Theorie „Zivilist gegen Soldat“ und andere, die an dieser Stelle zu weit ausholen würden.

Mythologie und Kultur der Völker nördlich von Rom wurden in der vorchristlichen Zeit nur mündlich überliefert. Daher stammen unsere heutigen schriftlichen Quellen zum einen aus der Hand christlicher Missionare oder römischer Feldherren und sind damit nicht sonderlich objektiv. Viele Texte sind auch erst viele hundert Jahre nach dem „verschwinden“ dieser alten Kulturen entstanden und von den Autoren mitunter recht subjektiv verfasst.
Entsprechend kreativ interpretiert und ergänzt ist das, was wir heute als „pagane Lebensweise“ bezeichnen. Natürlich gibt es diverse wissenschaftliche Abhandlungen zu diesem Thema, doch wie genau ein „Ritual“ vor 3000 Jahren aussah, das können wir nur ahnen.
Mehr Informationen der eingangs erwähnten gemeinsamen Aspekte der heutigen paganen Strömungen findest du bald in unserem Beitrag: Zeitreise Paganismus (Animismus, Polytheismus, Astronomie und Volksglaube)

Modernes Heidentum und Neo-Paganismus

Heutzutage erfreut sich das moderne Heidentum zunehmender Popularität. Naturverbundenheit äußert sich auch ohne spirituellen Kontext durch beispielsweise Naturschutz oder Vegetarismus. Doch auf der Suche nach Ruhe, innerem Frieden oder dem tieferen Sinn des Lebens finden immer mehr Menschen ein Gefühl des Eins-Sein beim Spaziergang in der Natur. Und für dieses wunderbare Gefühl möchten manche der Natur auch etwas als Gegenleistung schenken – es ist eine Geste des Respekts. Damit beginnt bereits die Verehrung der Natur und es fällt leichter mit einzelnen Wesenheiten zu interagieren, als mit „der Natur“ als unspezifisches Ganzes. Und schon sind wir bei der beseelten Natur (Animismus) bis hin zum Polytheismus mit den bekannteren Götterfamilien, wie beispielsweise Odin und Freya aus der germanischen Mythologie.
Der achtsame Umgang mit der dich umgebenden Natur ist bereits ein Ausdruck einer paganen Lebensweise. Natürlich kann man es beliebig kompliziert machen und manche brauchen Struktur und Dogmen, um sich sicher zu fühlen. Aber das steht jedem und jeder frei und ist eine persönliche Entscheidung.

Die Wurzeln und das Hier und Jetzt

Gerade bei der heutigen Popularität des modernen Hexentums und im Zeitalter der SoicalMedia-Kanäle als Informationsquelle bleibt die Frage offen: Was ist eigentlich eine Hexe?
Für jene, die gern „eine Hexe“ sein wollen stellt sich auch die Frage: Möchte ich verstehen was es bedeutet und diesen naturspirituellen Pfad gehen?
Natürlich kann man auch ganz ohne „die Anwendung von Magie“ pagan sein, indem man schlicht die Natur und ihre verkörperten Archetypen (Gottheiten) ehrt und ob man dafür nun die germanischen, die römischen oder andere bevorzugt, ist wieder eine ganz individuelle Sache. Denn jede dieser vorchristlichen Europäischen Götterfamilie ist sozusagen pagan.